Mittwoch, 5. August 2009

Markus "Toni" Sailer - Stromlinienförmig ist anders!!!


Markus „Toni“ Sailer, geboren am 26.04.68

178 mal 2.BL für St.Pauli, MSV Duisburg und die Stuttgarter Kickers

Ich habe bei einem kleinen Verein in Unterweissach beim SVU begonnen. Dort wurde ich mit 17 Jahren für die Erste Mannschaft „freigeholt“, wo ich 3 Jahre spielte (Aufstieg in die Bezirksliga). Mit 20 wechselte ich für drei Jahre in die Verbandsliga zur TSG Backnang. Dort wurden wir WFV – Pokalsieger. Nach einem Probetraining im April 1991 hat mir der FC St. Pauli einen Vertrag angeboten. Also wurde ich mit 23 Jahren „Fussballprofi“ in der 2.Bundesliga.

Die Anfänge eines Profis

Wir fuhren ins Trainingslager nach Wiefelstede. Für mich war es Neuland, aber bald merkte ich, dass mich die Mitspieler akzeptierten. Einige Vorbereitungsspiele und Trainingstage später begann für mich ein Traum. Es stand das erste Punktspiel in Köln bei der Fortuna an. ICH durfte mich in einem Stadion vor fünftausend begeisterten Fans des Fußballs auf die Einwechselbank setzen - und ich genoss es. Zweite Halbzeit, wir lagen mit 0:1 hinten, rief Fussel Wohlers mich auf einmal zu sich und sagte ich solle mich warmlaufen, ich würde eingewechselt. Wow, dass war ein Gefühl! Ich war mittendrin!!! „Mein Fußball“, alles was ich mir je gewünscht hatte, war auf einmal Wirklichkeit.
Ein Steilpass auf die linke Seite - ich lief mit dem Ball Richtung Tor und schob ihn rechts am Torhüter vorbei. Der mitgelaufene Martin Driller kratzte das Leder über die Linie. Ausgleich zum 1:1 Endstand.
Angekommen!! Ich war angekommen in der 2. Bundesliga.

Das Auf eines Bundesligaspielers

Das zweite Spiel saß ich wieder auf der Bank. 20 000 Zuschauer! In der 65. Minute liess mich der Trainer wieder in die Manege. Ich schnappte mir den Ball, lief aufs Tor und haute die Kugel mit Wucht einfach unter die Latte! Mein erstes Tor. Die Hütte schrie Toni, Toni, Toni!! Ich bekam Gänsehaut. Dies spielte sich so noch mehrmals in der Saison ab. Ich kam auf 17 Tore. Als das Jahr vorbei war und wir trotz Favoritenstellung nicht aufgestiegen sind, musste der Verein (damals noch ein Muss!) Transfergelder, die sie 1 Jahr zuvor ausgegeben hatten, wieder einnehmen, um die Lizenz zu bekommen. So wechselte ich für 900000 DM nach Duisburg an die Wedau.

Der erste Rückschlag

Es war eine Zeit, die für mich neu war. Zum ersten Mal saß ich nicht nur auf der Bank, sondern wurde in vielen Spiele nicht mal eingewechselt. Trotzdem bekam ich in der Mammut - Liga (24 Mannschaften) meine 30 Einsätze, hatte aber wenig Glück. Lag es an mir, meinen Kollegen oder gar am Umfeld, dass ich mich dort im Ruhrgebiet nicht wohl fühlte? Wir lagen 5 Spieltage vor Saison-Ende mit einigen Punkten Rückstand auf Platz 2 und Trainer Uwe Reinders musste zu einer Pressekonferenz. Präsident Fischdick stand auf und sagte: „In der nächsten Saison heißt unser Trainer nicht mehr Reinders“! Darauf stand Uwe R. aus E. auf und meinte: „Dann soll der Neue es sofort übernehmen“! Darauf Fischdick: „Dieses Angebot nehmen wir gerne an“! Es kam Ewald Lienen und trotz des Aufstiegs in die erste Bundesliga hatte ich bei ihm keine Lobby. Ich ging auf Leihbasis zurück nach Pauli. Bilanz dann dort - 1Tor in 24 Einsätzen.

War es das Ende?

Wenig Spiele + ein Tor = Kein Neuer Vertrag!
Nach dem Jahr musste ich mir wieder einen neuen Verein suchen und Wolfgang Wolf holte mich in sein Wohnzimmer auf die Waldau, zu den Stuttgarter Kickers in die Regionalliga. Damals Liga Nr.3. Ziel: Zurück in Liga 2 ! Die Mannschaft war besetzt mit Kickern wie z.B. Malchow, Kevric, Gora, Minkwitz, Akpoborie und nicht zuletzt Sailer. Wir waren eine Einheit. Jeder Gegner bekam Minimum 4 Stück von uns. Bilanz: über Hundert Tore, davon Sailer 24 und Akpoborie 38. Doch Unterhaching hatte leider am Ende einen Punkt mehr, weil wir gegen sie verloren haben. Zweiter Anlauf! Wir marschierten trotz des Weggangs von Akpoborie vorneweg. Aufstieg!! Ich war wieder dort! 2.Bundesliga!

Schöne Jahre gingen ins Land

Es machte Spaß mit dieser Truppe. Wir wurden mit einer geschlossenen Mannschafts-Leistung Fünfter, und ich hatte wieder Fuß gefasst. Ein Jahr später wurde es für uns richtig schwer. Die Gegner nahmen uns nicht mehr auf die leichte Schulter und Wolfgang Wolf schrie nach Verstärkungen. Allerdings wurde er von unserem Präsidium nicht erhört. Das Ende vom Lied - Wolf musste gehen. Es folgte Paul L. und er schaffte mit uns den Klassenerhalt. Doch im Jahr danach entpuppte er sich als einer der Trainer, die ich nicht so gerne mochte. Er musste kurz darauf wieder gehen, was aber nichts mit mir zu tun hatte.

Das Ende der Stuttgarter Kickers

Was nun folgte war einer der größten Katastrophen die die Bundesliga je gesehen hat. Es begann im Sommer 1999. Ich war damals schon 31 Jahre und wusste, dass meine Zeit so langsam zu Ende geht. Also: Unser Manager Kleinhansel ging zum Geschäftsstellen „Urgestein“ Frau Nieber und sagte sie solle den Vertrag mit Herrn Trockenarmer (Name geändert) fertig machen. Darauf sie: „Machen sie den Vertrag doch bitte selber fertig“ da, sie für Abstiege nicht zuständig sei. Ich merkte schnell wie recht sie hatte und bat nach ein paar Spieltagen um die Auflösung meines Vertrages, doch die Kickers wollten nicht. Zwei Wochen vor der Winterpause lag ein blauer Brief auf meinem Platz (den ich immerhin sechseinhalb Jahre hatte) und darin stand, dass ich sofort den Verein verlassen dürfte, allerdings nur unterklassig. Der Mann, der sich Trainer nannte, hat mich in seine Kabine geholt und meinte ich könnte den Verein wechseln, denn ich spiele bei ihm keine Rolle mehr. Ich darauf hin zu ihm: „Du kleiner P***** sagst mir nicht, wann ich den Verein zu verlassen habe, spätestens März bist du weg und ich helfe dem neuen Trainer beim Klassenerhalt.“ Vorbereitung im Februar. Anstatt die Profi-Kabine nur Kabine 5 im hinteren Gang, war egal. Das Training begann und Toni Sailer trainierte hart. Bei jedem Tor jubelte ich, wie wenn es um die Deutsche Meisterschaft ging. Nach einer Übungseinheit am Vormittag ging ich ins Vereinsrestaurant. Dort saß unser Präsident und reichte mir nicht einmal mehr die Hand. Nachmittags holte mich der noch im Amt-Trainer zu sich und sagte, dass, wenn ich so weiter trainiere, er mich auf jeden Fall wieder spielen lässt, aber nicht sofort. Dies war mein Zeichen, die Stuttgarter Kickers zu verlassen, denn das Wasser hatte schon angefangen zu stinken. Ich wechselte nach Sandhausen in die Oberliga. Es war März und die Kickers hatten einen neuen Trainer. Sportlich sind sie abgestiegen, aber da ein Klub die Lizenz nicht bekam, hatten sie noch ein Jahr Schonfrist. Sie stiegen letztlich ein Jahr später ab!
Gruß an Frau Nieber.

Oberliga - eine geile Liga

Mit Willi Entenmann, dem besten Trainer den ich hatte, bin ich in Sandhausen angekommen. Wir holten sofort wieder die Meisterschaft. Doch das bedeutete nur Relegation, die wir gegen Regensburg verloren. Sommer 2000 - Sandhausen wollte mich nicht mehr und nach dreimonatiger Arbeitslosigkeit meldete sich der BV Cloppenburg. Trainer Werner Biskup, der ein Freund für mich wurde, schaute mir noch gerne beim Fußball zu. Unser Sponsor hatte zwei Mannschaften in der Oberliga und so wechselte ich in der Winterpause zum VfB Oldenburg, wo ich unter Maxl Steinbach, ein guter Bekannter aus Liga 2, nochmals Meister in der Oberliga, diesmal Nord geworden bin. Ich fasste es wieder nicht, dass wir erneut in der Relegation gegen die HSV-Amateure verloren haben.

Der Ausklang eines Profis

Nachdem wir wieder nicht aufgestiegen waren, hatte ich den Glauben an Fußball verloren und ging wieder zurück nach Hause. Ich wollte nicht mehr spielen. Doch mein Heimatverein, der SV Unterweissach wollte aufsteigen, er holte viele eigene Spieler zurück und fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte nochmals mit 35 Jahren für sie zu spielen. Ich tat mir „Kreisliga A“ an. Eine Tortur von Neid geprägt. Aber wir schafften es dennoch. Ausbeute - an die 30 Tore! Also nochmals ein Jahr in der Bezirksliga mit dem Ziel nicht abzusteigen. Was kam? Wir stiegen klammheimlich nochmals auf. So, nun begann eine wahre Hetzjagd auf den Spieler Sailer in der Landesliga. Die jungen Schiri`s fuchtelten nur so mit Gelb, dass es manchmal auch Gelb-Rot gab. Dazu hatte ich dann im Winter 2005 keine Lust mehr und ich hängte meine Schuhe an den Nagel.
Wer mich nun mal bei Promi-Spielen sieht, muss ein schönes Glück haben, denn es sind nicht mehr viele Spiele, die ich bestreite.

Fazit eines EX-Profis

Genieße jeden Tag auf dem Sportplatz, denn für mich ist es der schönste Beruf, den man je haben kann.

Vielen Dank an meine EX- Kollegen, JUL NE WER WAL GALONE!
Allen voran:
Robert Nikolic, Martin Driller, Jan Kocian, Peter Knäbel
alle beim FC St. Pauli
Michael Harforth, Michael Struckmann, Oliver Westerbeck
alle beim MSV Duisburg
Stefan Minkwitz, Adnan Kevric´, Bernd Klaus,
Jonathan Akpoborie alle bei den Stuttgarter Kickers

Bei meinen Trainern:
Reber,Klier,Schmid,Hinterkopf,Zanello alle beim SV Unterweissach

Wohlers,Reinders,Lienen,Eichkorn,Sauter,Wolf,Entenmann,Biskup,Steinbach
Alle nicht SVU-Trainer

Und die, die ich vergessen habe namentlich zu erwähnen. Es hat Spaß gemacht.

Viele Grüße, Euer Markus „Toni“ Sailer

PS: Danke an Steffen, dass ich meine Geschichte schreiben durfte……….

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Klasse, danke Toni für diese spannenden Einblicke. Ist das schon so lange her, dass wir dir am Millerntor zujubelten ...

Wahnsinn.

Chris hat gesagt…

wow!
Ich war ein grosser "toni" sailer fan bei den kickers. habe leider nach sandhausen nichts mehr gehoert.
war sehr interessant es jetzt zu lesen wie die karriere weiterging.
wuensche auf diesem wege alles gute fuer die zukunft.