Donnerstag, 5. März 2009

Hermann Gerland - Inbegriff der Leidenschaft


geboren am 04.06.1954
204 mal 1.BL , ausschließlich für seinen VfL Bochum
seit 25 Jahren Trainer
VfL Bochum, 1.FC Nürnberg, TB Berlin, Arminia Bielefeld, SSV Ulm
und FC Bayern Amateure

1.Wie wurde ich Fußballprofi?
Ich kam aus sozial schwachen, armen Verhältnissen. Neben unserer Arbeitersiedlung war ein Bolzplatz auf dem wir von morgens bis abends Fußball spielten. Ich hab´ einfach für mein Leben gern gespielt! Mein Vater starb leider als ich neun war, aber ab dann erlaubte mir meine Mutter in einen Fußballverein einzutreten. Mein Vater hatte das wegen meiner dünnen, gebrechlichen Waden und der vermeintlichen Verletzungsgefahr verboten. Im Verein spielte ich dann mit 14 Jahren schon in der A-Jugend. Bei einem Spiel gegen den damals kommenden deutschen Jugendmeister VFL Bochum machte ich - damals noch als Angreifer – dermaßen auf mich aufmerksam, dass ich ab der folgenden Saison beim VFL spielen durfte. Dort spielte ich zuerst beim jüngeren Jahrgang der B-Jugend, der - ein wahrscheinlich einmaliges Novum – den älteren Jahrgang im Endspiel um die Kreismeisterschaft schlug. Mit mir als zweimaligem Torschützen. Ich brachte es in die Westfalen- und Westdeutsche Auswahl und bekam mit 18 Jahren meinen ersten Profivertrag beim VFL.
2.Was habe ich dafür getan?
Ich habe immer trainiert wie ein Bekloppter, und alle anderen Dinge meinem großen Ziel - 1.Bundesliga spielen – untergeordnet. Meine Freunde versuchten oft mich mit Currywurst und Cola zu bestechen, damit ich mit ihnen auf die Piste gehe. Da war bei mir aber nix zu holen, weil es sich einfach nicht vereinbaren lässt am Wochenende Leistung zu bringen, ohne etwas dafür zu tun. Ich habe im Alter von 16 bis 18 eine Banklehre absolviert und zusätzlich alle Trainingseinheiten bei der A-Jugend und den Profis gemacht. Ich habe dafür in der Bank früher als alle anderen angefangen und mein erforderliches Pensum erbracht. Diese Dreifachbelastung habe ich aber sehr gerne geleistet. In der Bank habe ich meine Frau kennengelernt, und Fußball war mir einfach nie zuviel.
Ich hab ´es einfach gerne gemacht.
3.Warum habe ich es geschafft?
Ich war sehr schnell, läuferisch stark und hatte zudem eine unglaubliche Willensstärke.
Ich habe mich immer und immer wieder selber herausgefordert und in jedemTraining alles gegeben. Mich brauchte niemand zu motivieren.
4.Was hätte ich besser machen können?
Heute wird viel mehr Wert auf richtige Ernährung und Wechsel zwischen Be- und Entlastung gelegt. Da hätte ich im Nachhinein sicher einiges anders machen können.
Nach schlechten Spielen habe ich mir selber „Straftraining“ auferlegt.
Von Regeneration hielt man noch nicht so viel!
Ich kannte nur Vollgas und hätte mir wahrscheinlich mit den richtigen Regenerationseinheiten einige meiner häufigen Muskelverletzungen ersparen können. Diese Verletzungen zwangen mich auch dazu, schon mit 30 Jahren
meine Spieler-Laufbahn zu beenden.
5.Was war am Wichtigsten?
Die Besessenheit zu spielen, zu gewinnen. Ich wollte unbedingt 1.Liga spielen!
Ich wollte zeigen, der Junge aus der Siedlung hat´s geschafft.
6.Wie oft habe ich trainiert?
s.o. ! Eigentlich immer!
Mein bester Freund hatte als Einziger einen Fußball. Wenn er krank oder verreist war hatten wir keinen Ball zum Spielen. Das war die Höchststrafe für uns Jungs.
Wir wussten nicht was wir mit dem Tag anstellen sollten.
7.Warum hat sich der ganze Aufwand gelohnt?
Die Zeit als Spieler war die schönste Zeit in meinem Leben. In der Bundesliga zu spielen war das Höchste für mich. Das Geld – das zu meiner Zeit noch nicht in den heutigen Dimensionen floss – war für mich zweitrangig. Ich war unglaublich stolz in der Bundesliga zu spielen! Ich hätte mich aber auch nicht gewehrt mehr zu verdienen, das ist klar!
Wir hatten eine tolle Kameradschaft in unserer Truppe und es sind bis heute viele gute Freundschaften geblieben, selbst mit damaligen Rivalen anderer Klubs.
Egal wo man hinkommt, es macht große Freude alte Kameraden zu treffen und über alte Zeiten zu quatschen. Komisch, in unseren Erinnerungen werden wir sogar von Jahr zu Jahr erfolgreicher und besser ;-)




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