Donnerstag, 19. Februar 2009

Jochen Schinagel - Ein richtig Großer des Amateurfussballs! Warum wurde ich kein Profi?


geboren am 12.08.1974
81 Regionalligaspiele für SpVgg 07 Ludwigsburg,
über 300 Oberligaeinsätze für VfB Stuttgart Am., 07 Ludwigsburg und den Würzburger FV.
35 Spiele und 27 Tore für die Raben vom SV Pullach, die er im Sommer 2008 in die Landesliga Süd schoss
mehrfach in der Kicker-Elf des Jahres Oberliga Bayern (4.Liga)
Hauptschullehrer

Als mich mein ehemaliger Trainer und jetziger Freund Steffen Galm darum
bat, einen Artikel für seine noch junge Internetseite zu verfassen, sagte ich
spontan zu. Noch ahnte ich nichts davon, wie schwer es sein würde etwas
zu Papier zu bringen, denn die Überschrift meines Textes sollte nicht etwa
den Namen seiner Seite “Wie werde ich Fußballprofi?“ tragen, sondern
sollte “Warum wurde ich nicht Fußballprofi?“ heißen.
Es kann sich jeder denken, dass es angenehmere Dinge gibt als einer
hoffentlich bald großen Öffentlichkeit darzulegen, warum man etwas nicht
erreicht hat. Aber vielleicht ist es für junge Spieler auch einmal hilfreich,
das Ganze aus der Sicht eines Spielers zu sehen, der kurz davor stand Profi
zu werden, aber den letzten kleinen, beziehungsweise ganz großen Schritt
nicht geschafft hat. Ich habe in meiner Laufbahn viele Spieler gesehen und
kennen gelernt. Viele hatten den Traum Profi zu werden. Manche hatten
Verletzungspech, manche keine Lust mehr und nur wenige haben den Sprung nach oben geschafft. In meiner Laufbahn war es allerdings weder so, dass ich größere Verletzungen hatte, noch gab es bei mir Momente, in denen ich keine Lust mehr auf Fußball verspürt hätte. Auch andere Voraussetzungen, wie Talent und die volle Unterstützung meines Umfelds waren gegeben, doch letztendlich hat es trotzdem nicht dazu gereicht einmal in ein ausverkauftes Westfalenstadion einzulaufen. Als ich nach der B-Jugend in die A-Jugend des VfB Stuttgarts wechselte, die damals von Ralf Rangnick trainiert wurde, stand mir die große weite Welt des Fußballs offen. Im ersten Jahr beim VfB lief alles wunderbar und selbst der einstige Profitrainer Christoph Daum hatte ein Auge auf mich geworfen. Im Nachhinein war diese Zeit sicherlich der erste Knackpunkt. Denn anstatt jetzt noch mehr zu trainieren und an meinen Defiziten aber auch Stärken weiterzuarbeiten, stellte sich eine gewisse Selbstzufriedenheit und Bequemlichkeit ein. So kam es, wie es kommen musste. Die Leistungen verschlechterten sich sukzessive. Zwar erhielt ich nach der A-Jugend einen Amateurvertrag, aber auch im ersten Jahr bei den Aktiven, erwachte ich nicht aus meinem Trott und spielte eine völlig verkorkste Saison. Nach dieser Saison wechselte ich zum Regionalligisten 07 Ludwigsburg. Nun war mein Ehrgeiz geweckt und ich legte immer wieder Zusatzschichten ein. Im Alter von jetzt 21 Jahren wäre der Sprung ins Profigeschäft sicherlich noch möglich gewesen. In dieser Zeit beging ich weitere Fehler. Da meine wohl stärkste Position hinter den Spitzen besetzt war, begnügte ich mich damit, die Position des Linksverteidigers auszufüllen. Anstatt den Versuch zu unternehmen mich auf meiner Position durchzusetzen, notfalls auch bei einem anderen Verein, war ich damit zufrieden in der Mannschaft zu stehen. So spielte ich mehrere Jahre auf einem Posten, der mir nicht vollständig lag, weswegen ich zu keinem Zeitpunkt in den Blick der Talentspäher gelangte. Manchen meiner Mitspieler gelang dies in dieser Zeit. Sie waren zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort und zeigten dann die richtige Leistung. Mit Sicherheit ein großer Faktor auf dem Weg zum Profi. Auch ein kompetenter Spielerberater, mit Kontakten zu den Profiklubs, wäre damals hilfreich gewesen, um in deren Fokus zu gelangen. Nach meinem Wechsel zum Würzbuger FV, im Alter von 25 Jahren, legte ich, vielleicht schon zu früh, jeglichen Gedanken an das Profigeschäft bei Seite und konzentrierte mich auf mein Studium. Die Zeit als Amateurfußballer war und ist eine wunderschöne, aber das Gefühl einmal Deinen Namen unter einem Profivertrag zu setzen, einmal von 60000 begeistern Fans gefeiert zu werden, hätte ich doch allzu gerne einmal erlebt.
Abschließend möchte ich die Faktoren, die für mich entscheidend sind, um Fußballprofi zu werden, noch einmal zusammenfassen. An oberster Stelle steht der Wille. Der Wille es zu schaffen, der Wille sich zu verbessern und täglich an sich zu arbeiten. Ohne Talent geht es nicht. Grundschnelligkeit und Technik sind unverzichtbare Elemente. Aber auch Glück und ein kompetenter Spielerberater sind aus meiner Sicht nicht ganz unwesentlich.
Wichtig ist auch das Bewusstsein, dass man für seine Leistung und seine Karriere selbst verantwortlich ist.

Ihr habt es selbst in der Hand, Ausreden zählen nicht!!

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